Diese Ansprüche haben pflegende Angehörige

Wenn Pflege und Beruf vereinbart werden müssen, sind vor allem zeitliche Flexibilität und finanzielle Sicherheit entscheidend. Das heißt, die Beschäftigten müssen ihre Berufstätigkeit für eine gewisse Zeit aufgeben oder zumindest einschränken. Als Unterstützungsmöglichkeiten greifen hier das Pflegezeit- bzw. das Familienpflegezeitgesetz mit vielen verankerten Ansprüchen, Leistungen und Angeboten. Dazu gehören: 

10 Arbeitstage für Organisation: So lange können Beschäftigte ohne Ankündigung der Arbeit fernbleiben, um eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren. Als Lohnersatzleistung greift das Pflegeunterstützungsgeld. 
Pflegeunterstützungsgeld kann bei der Pflegeversicherung des pflegebedürftigen Angehörigen beantragt werden. 
Es gibt einen Rechtsanspruch auf teilweise oder vollständige Freistellung von bis zu sechs Monaten plus Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit für eine teilweise Freistellung bis zu 24 Monaten bei einer verbleibenden Mindestarbeitszeit von 15 Stunden pro Woche. Beides kommt auf die Unternehmensgröße an. Freiwillige Vereinbarungen sind immer möglich. In allen Fällen besteht Kündigungsschutz.

So unterstützen Unternehmen ihre pflegenden Fachkräfte

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und mit ihr in den kommenden Jahren auch die Zahl der Arbeitnehmer, die sich neben ihrem regulären Job auch um einen Pflegefall kümmern müssen. Die wenigsten Unternehmen sind bislang auf diese Situation gut vorbereitet. Wir haben einige Tipps zusammengestellt, mit denen Beruf und Pflege gut gelingen können. 

Vertrauensvoll an Herausforderungen gehen 
Ein offener, mitarbeiterorientierter Führungsstil hilft, Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Beschäftigte sehen Pflege oft als Privatangelegenheit und sprechen erst zu spät mit Mitarbeitern oder Vorgesetzen, so dass Handlungsbedarf dann immer schon akut ist. Persönliche Gespräche klären den Unterstützungsbedarf frühzeitig. 

Teilzeit und mobiles Arbeiten ermöglichen
Flexible Teilzeitregelungen machen es Beschäftigten möglich, Angehörige zu pflegen und dabei den Kontakt ins Unternehmen nicht zu verlieren. Viele möchten auch weiterarbeiten und sehen den Job als Anker in Zeiten hoher privater Belastungen. 

Pflegeberatung anbieten oder vermitteln 
Gerade zu Beginn der Pflegezeit besteht hoher Organisations- und Informationsbedarf. Vermitteln Sie so gut es möglich ist Kontakte oder Pflegeberatungen. Eine Möglichkeit wären auch „Pflegelotsen“ im Unternehmen, also Mitarbeitende mit entsprechender Schulung, die vor allem in der ersten Zeit als Vermittlungsperson dienen. 

Wissen und Netzwerke schaffen
Schulungen und Weiterbildungen gibt es auch auf dem Gebiet der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Bieten Sie solche Angebote regelmäßig in Ihrem Unternehmen an oder schaffen Sie ein gemeinsames Netzwerk mit anderen interessierten Unternehmen. Damit können sie sich nicht nur austauschen, sondern Ressourcen besser nutzen. 

Sensibel den Wiedereinstieg planen
Planen Sie nach der intensiven und psychisch belastenden Pflegezeit ihres Mitarbeitenden einen sanften Einstieg in den Job ein. 

Um den Beschäftigten den Rücken freizuhalten, sind auch ambulante Pflegedienste eine gute Unterstützung. Doch auch hier braucht es mehr Personal. Wie der Freistaat diesen Herausforderungen entgegentreten will, lesen Sie u.a. hier.