1. Herr Prof. Strobel, hätten Sie je gedacht, dass Ihnen die Leidenschaft für Holz sogar einen Professorentitel einbringt?

Nein, so fantasievoll wie das Leben selbst bin ich nicht. Da die Professur für Holzgestaltung einzigartig ist in Deutschland, war die Idee ja auch nicht so naheliegend. 

2. Welcher Satz aus Ihrer Schreinerlehre begleitet Sie bis heute?

"Wenn man den rechten Winkel verlässt, hört das Geldverdienen auf." Dieser Satz ist aber damals wie heute für mich eher der Ansporn schräg und zugleich wirtschaftlich zu denken.

3. Haben Sie eigentlich ein "Lieblingsholz"?

Es kommt, wie so oft, drauf an. Wenn man bei uns Zuhause vorbeischaut, scheint es Eiche zu sein, für Skateboards ist es (was sonst) kanadischer Ahorn, für Spielplätze Robinienholz und so weiter. Mein Lieblings-zu-unrecht-unbekanntes-Holz ist Platane. Die sogenannten Spiegel – die Zeichnungen, die im Radialschnitt entstehen – haben eine wunderbare graphische Qualität.

4. "Gutes Design zeichnet sich vor allem durch das aus, was man weglässt." – Was lassen Sie gern weg?

Als Erstes, wenn irgend möglich, Kunststoffe, Lack, Spanplatten und Verbundstoffe. Danach dann zu aufgeregte Gestaltungsideen.

5. Design made in Saxony, passt das für Sie zusammen?

Design hat viel mit Denken zu tun, gerne auch mit denkenden Händen. Das wiederum hat erst mal mit Menschen zu tun, nicht mit Orten. Wenn es dem Land gelingt, das adäquate Klima für denkende und gestaltende Menschen weiter auszubauen, wird Design und Sachsen sogar immer besser zusammen passen.

6. Was begeistert Sie an der sächsischen Designszene besonders?

Ich sehe mich nicht als Kenner einer regionalen Designszene, zumal Design für mich grenzenlos ist. Was ich aber spannend finde, ist die Anerkennung, die Design in Sachsen erfährt – der Sächsische Staatspreis für Design beispielsweise ist einer der wenigen dotierten Awards im Design. Sonst zahlt man gewöhnlich für die Auszeichnung. Die gegenseitige positive Beeinflussung von Kunst und Design fällt mir noch ein, sowie die Aufbruchsstimmung, mit der selbst kleine Büros hier Zukunftsthemen bewegen.

7. Was wird die Design-Zukunft in Sachsen noch erwarten?

Die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes sind besonders und fordern damit auch das Design heraus. Sie zwingen uns, über Gesellschaft, Inklusion und Nachhaltigkeit nachzudenken. Das ist im Grunde ein großes Potential für relevantes Design, welches insbesondere junge Menschen in Sachsen entfalten werden.

8. Welche Designbranchen fehlen Ihrer Meinung nach in Sachsen noch?

Möbelproduktion war mal eine große Nummer in Sachsen. Das Potential dazu ist noch vorhanden. Ich würde mich freuen, wenn gute und nachhaltige Designideen und eine souveräne Kommunikation daraus eine florierende und international relevante Möbeldesignbranche machen. Gerne möchte ich meinen bescheidenen Beitrag dazu leisten.

9. Was ist die wichtigste Botschaft für Ihre zukünftigen Alumni?

Die wichtigste Botschaft ist: Sei skeptisch, wenn dir jemand eine Botschaft als die wichtigste andrehen will. Und: Nutze deine schöpferische Kraft voller Dankbarkeit und Hingabe, egal ob du damit die Welt, die Ökobilanz eines Herstellers oder die Geburtstagstorte eines lieben Menschen rettest. Erlaube dir dabei sowohl zu scheitern, als auch gutes Gelingen zu feiern.

10. Haben Sie eine besondere Inspirationsquelle hier im Freistaat?

Unter anderem mit dem Mountainbike durch Erzgebirge zu fahren, das Tanztheater in Leipzig und die wunderbaren Manufakturen im Land.